15.05.2010 17:19 Die Tapete
Die Tapete ist heute als eine flächige Wandbekleidung aus Papier, Glasfaser oder Raufaser bekannt, die mit einem speziellen Kleister zur Dekoration von Innenräumen an die Wand geklebt wird.
Seit jeher verschönern Menschen ihre Wohnstätten, was Höhlenmalereien, Fresken und Mosaike bezeugen.
Der Ursprung der Tapete geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Im Orient schmückten die reichen Leute ihre Wände mit großen und wertvollen Wandteppichen. Später benutzte man hierfür die etwas günstigeren Ledertapeten mit Goldprägung. In Frankreich dienten Globelinteppiche zur Wanddekoration, die bei etwaigen Umzügen mitgenommen werden konnten. Auch Dekorationen aus Damast, Seide und Samt wurden in dieser Zeit an den Wänden befestigt.
Der älteste Fund einer Pergamenttapete stammt aus dem Jahr 1425. Die Wände einer Stiftsbibliothek in Österreich waren mit handgeschöpften Pergamenttapeten in Rot und Gelb dekoriert. In der Folge hatte jede Epoche seine eigene Tapetenmode. Im 17. Jahrhundert waren z.B. handbemalte chinesische Tapeten mit fernöstlicher Blumenmalerei ein Zeichen von Luxus. Zuvor in der Han-Dynastie wurde noch kostbare Seide kunstvoll bestickt und war das Vorbild der späteren Tapetenherstellung. Die Biedermeierzeit ist für die ersten Panorama- und Streublumentapeten bekannt. In der Jugendstilzeit waren Tapeten mit aufgedruckten floralen Ornamenten modern.
Im Jahr 1634 beauftragte König Karl I. aus England den Hersteller von Papiertapeten Jerome Lanyer mit der Herstellung von Tapeten mit aufgebrachtem Staub aus gefärbter Baumwolle. Dies war der Vorreiter der heutigen Velourstapete.
Im Laufe der Zeit reiften Herstellungs- und Drucktechniken für Tapeten aus. Zunächst wurden Tapeten noch per Hand bedruckt oder bemalt. Im 17. Jahrhundert fand dann das Stoffdruckverfahren und das Drucken mit Holzmodeln Einzug. Auch wurden die einzelnen Papierstücke zunächst von Hand zu einer Tapetenbahn verklebt, bis der Franzose Nicolas Louis Robert im 18. Jahrhundert die Maschine zur Herstellung von Endlospapierrollen erfand. Herstellungs- und Drucktechnik wurden weiter verfeinert, sodass im 19. Jahrhundert Tapeten in Massenanfertigung produziert werden konnten. Bis dahin hatten die Tapeten meist eine glatte und ebene Oberfläche.
In der Bauhauszeit um 1920 erfand Hugo Erfurt die in Deutschland verbreitete Raufaser-Tapete. Durch die eingearbeiteten Holzfasern entstand erstmals eine überstreichbare Strukturtapete mit unterschiedlichen Körnungen. Diese Tapete ist wegen ihres gesundheitlich unbedenklichen Einsatzes und ihrer Renovierungsfreundlichkeit auch heute noch sehr beliebt. Raufasertapeten lassen sich mehrmals überstreichen und z.B. mittels Schablonentechnik individuell gestalten. Später wurden Tapeten auch Strukturen aus Vinyl und anderen Materialien und bei Präge- oder Mustertapeten mittels Prägewalze verliehen.
Diese Tapeten wurden oft mehrfach überstrichen und wirkten trist und langweilig. Abhilfe schafften die bis heute sehr beliebten Bordüren. Bordüren sind entweder selbstklebend oder werden mit Kleister auf die Wand gebracht. Mit Bordüren lassen sich viele schöne Effekte erzielen, z.B. um einen Türrahmen herum oder sogar unter der Decke. Häufig findet man Bordüren in Kinderzimmern, die dann mit entsprechenden kindlichen Motiven bedruckt sind.
Als eine Besonderheit gelten die heute nur noch selten anzutreffenden Grastapeten. Bis in die 80er Jahre galten die mit Gewebe aus trockenen Grashalmen versehenen Tapeten aus China als modern. Das Verkleben dieser Tapete sollte man einem Profi überlassen.
Sehr renovierungsfreundlich sind jedoch Vliestapeten. Die Vliestapete wird im Gegensatz zu anderen Tapeten nicht selbst eingekleistert, sondern direkt auf die mit einem Kleisterbett versehene Wand geklebt. Der große Vorteil dieser Tapete ist, dass bei einer etwaigen Renovierung die Vliestapete einfach rückstandslos von der Wand genommen werden kann.
Für stark beanspruchte Räume in öffentlichen Einrichtungen werden häufig Glasfasertapeten verklebt. Ihre Robustheit verdankt die Glasfasertapete der eingearbeiteten mineralischen Garne. Die Tapete ist formstabil und wasserfest, weshalb sie auch im Badezimmer Anwendung finden kann.
Besonders attraktiv sind Fototapeten. Fototapeten waren in den 80er Jahren bereits einmal sehr modern, insbesondere auch Tür-Tapeten. Mit Tür-Tapeten konnte man unschön gewordene Türen verdecken und dem Raum schon beim Betreten ein gewisses Extra verleihen. Aufgrund der heute ausgereiften digitalen Technik feiert die Fototapete ein Revival. Die Bahnen der Fototapete bilden nebeneinander geklebt ein komplettes Bild über eine ganze Wand. Für jeden Geschmack sind entsprechende Motive erhältlich. Häufig sieht man im Fachhandel Motive wie Waldlandschaften, Stände, Skylines, Unterwasserlandschaften und Sonnenuntergänge. Zwischenzeitlich ist es auch möglich, von eigenen Fotos und Bildern eine Tapete anfertigen zu lassen. Das entsprechende Motiv, z.B. ein besonders gelungenes Urlaubsbild, wird auf Wunsch digital auf Tapete aufgedruckt und verfügt über eine herausragende Bildqualität. Der Kunde hat hier den Vorteil, dass diese Tapete ein Unikat ist. Bei der Dekoration einer Wand mit einer solchen Bildtapete entsteht im Raum ein ganz besonderes Ambiente.
Der Trend der letzten Jahre zum Dekorputz oder zur nackten, gestrichenen Wand ist vorbei. Die Tapete, in all ihren Formen, Mustern und Farben ist wieder aktuell. Gerade jetzt werden Tapeten im Handel angeboten, mit denen sagenhafte Effekte erzielt werden können. Die Tapetenmode wird mutiger. Man findet originell beschichtete und bedruckte Tapeten mit sehr extravaganten Mustern und mutigen Farben. Darüber hinaus ist die Verarbeitung der Tapete einfacher geworden und der Kunde ist nicht zwingend auf Profi und Tapeziertisch angewiesen.
Unifarbene tapezierte Wände werden heute auch gerne mit sogenannten Wandtattoos, selbstklebenden und wieder abziehbaren Motiven und Schriften, verschönert. Im kommen sind auch Kunstdrucke und Leinwanddrucke!
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