Fallschirmspringen | AFF Ausbildung | Skydive | Tandemsprung
Grundsätzliches
Fallschirmspringen bezeichnet einen Vorgang, der mit dem Sprung aus einer großen Höhe beginnt und mit der Landung am Boden endet. Der Fallschirm ist nötig, um die Fallgeschwindigkeit abzubremsen. Ohne ihn würde ein Fallschirmsprung tödlich enden.
Fallschirmspringen wird im militärischen und zivilen Bereich praktiziert. Luftlandetruppen und Fallschirmjäger gibt es in jeder größeren Armee. Zudem werden Fallschirme in der Luftfahrt als Rettungsmittel benutzt. So können sich z.B. Piloten bei einem Absturz in Sicherheit bringen. Insbesondere bei der Luftwaffe wird der Fallschirm oft mit einem Schleudersitz kombiniert.
Fallschirmspringen wird aber seit vielen Jahren auch als Sportart ausgeübt. Der Begriff Skydiving hat sich in diesem Bereich eingebürgert. Beim Skydiving gibt es viele unterschiedliche Disziplinen, die entweder als Solosprung oder in einem Team absolviert werden. Es gibt z.B. Zielspringen, Figurenspringen und Formationsspringen.
Wer einfach nur mal das Gefühl des Fliegens spüren möchte und mutig genug ist, der kann sich bei einem Tandemsprung versuchen. Bei einem Tandemsprung hängt man vor dem Tandemmaster, welcher die Flugsteuerung übernimmt und einen wieder sicher auf die Erde bringt.
Geschichte des Skydive
Die ersten Vorläufer des Fallschirmspringens gab es bereits im 14. Jahrhundert. Chinesische Akrobaten nutzten in ihren Aufführungen Sonnenschirme, um aus großer Höhe zu springen. Berühmt ist Leonardo da Vincis Fallschirmentwurf, der aber in seiner Lebenszeit nicht umgesetzt wurde. Forscher halten es für wahrscheinlich, dass mit diesem Fallschirm auch Sprünge aus mehreren Kilometern Höhe möglich gewesen wären. Aber es dauerte bis zum Jahr 1617 bis der Kroate Faust Vrancic als erster Mensch überhaupt mit einem Fallschirm sprang. Er hatte einen Holzrahmen mit Stoff bespannt und sprang damit von diversen Kirchtürmen. Der erste Sprung aus einem fliegenden Gefährt gelang dem Franzosen André-Jacques Garnerin am 22. Oktober 1797. Aus 400 Metern Höhe stürzte er sich aus einem Ballon.
AFF Ausbildung
In Deutschland wird für das Fallschirmspringen eine Lizenz benötigt. Das Mindestalter beträgt 14 Jahre. Zudem muss eine ärztliche Tauglichkeitsbescheinigung vorliegen. Die konventionelle Ausbildung ist etwas langsamer, dafür aber preislich günstiger. Häufiger eingesetzt wird jedoch die AFF-Methode, die schneller funktioniert, aber auch mehr Betreuung erfordert. Der erste Sprung wird z.B. mit zwei Sprunglehrern gemeinsam ausgeführt.
Wer ohne AFF Ausbildung springen möchte, kann gemeinsam mit einem erfahrenen Fallschirmspringer einen Tandemsprung absolvieren. Dabei sind die beiden Springer miteinander verbunden. Viele Ausbilder verlangen auch einen Tandemsprung als Vorbereitung für die eigentliche Ausbildung. Dies ist überaus sinnvoll, denn auf diese Weise kann der Schüler einen völlig risikolosen Fallschirmsprung erleben. Der erste Solosprung fällt danach den meisten Menschen leichter, da sie schon in etwa wissen, was auf sie zukommt.
Technik
In der Regel wird für einen Fallschirmsprung ein Luftfahrzeug benötigt. Es ist aber auch möglich, von einem hohen Gebäude oder einen Berg zu springen. Die Absprunghöhe aus einem Flugzeug beträgt meist zwischen 1000 und 4000 Metern. Während des Sprungs können Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreicht werden. Dabei hat der Springer die Möglichkeit, mit seiner Körperhaltung die Geschwindigkeit zu beeinflussen. Je weniger Luftwiderstand er bietet, desto schneller wird er. Das Öffnen des Fallschirms geschieht im Regelfall spätestens in einer Höhe von 700 Metern.
Es gibt zwei unterschiedliche Fallschirmtypen, Rundkappenfallschirme und Flächenfallschirme. Der Rundkappenfallschirm ist das ältere System, hat aber einige Nachteile. Er hat die Form einer Halbkugel und wird alleine durch den Luftwiderstand gebremst. Das führt dazu, dass der Rundkappenfallschirm sich kaum lenken lässt und eine Vorwärtsbewegung nur mit besonderen Tricks möglich ist. Deswegen werden diese Modelle beim Skydiving nicht eingesetzt. Rundkappenfallschirme sind allerdings nach wie vor erste Wahl, wenn es um den Abwurf von Lasten oder Rettungssysteme geht. Beim Militär finden sie auch noch Verwendung als Personenfallschirme.
In der zivilen Fallschirmspringerei werden fast ausschließlich Flächenfallschirme eingesetzt. Sie haben die Form eines Flugzeugflügels und erzeugen Auftrieb. Dieser ermöglicht eine sehr gute Lenkung und gestattet auch eine gesteuerte Vorwärtsbewegung. Anders als beim Rundkappenfallschirm können auch lange horizontale Bewegungen gemeistert werden.
Moderne Fallschirme werden aus Nylon hergestellt und sind je nach Modell für 1000-3000 Sprünge geeignet.
Sicherheit
Fallschirmspringen hat ein hohes Gefahrenpotential. Deswegen gibt es mehrere Sicherungssysteme, die dafür sorgen, dass nur sehr selten Unfälle beim Fallschirmspringen passieren.
Jeder Fallschirmspringer hat neben dem Hauptschirm noch einen Reserveschirm. Dieser kann im Fall eines Defektes genutzt werden. Manchmal ist es nötig, vorher den Hauptschirm abzutrennen, z.B. wenn dieser sich beim Öffnen verknotet hat. Dafür gibt es das Trennkissen, das mit einem kräftigen Ruck betätigt werden muss.
Es kann theoretisch passieren, dass ein Fallschirmspringer ohnmächtig wird oder aus einem anderen Grund den Fallschirm nicht manuell öffnen kann. In diesen Situationen verhindert der Öffnungsautomat den Unfall. In einer vordefinierten Höhe, die in der Regel bei 225 Metern liegt, findet eine automatische Öffnung statt. Öffnungsautomaten sind nicht vorgeschrieben, aber sie erhöhen die Sicherheit enorm und sollten deswegen auf jeden Fall genutzt werden.
Das wichtigste Instrument für einen Fallschirmspringer ist der Höhenmesser. Er ist entweder an der Hand oder der Brust befestigt. Meist werden mechanische System eingesetzt, aber auch elektronische Höhenmesser erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Zusätzlich kann auch noch ein akustischer Höhenwarner benutzt werden, der bei einer voreingestellten Höhe einen Alarm auslöst. Diese werden besonders im Skydiving eingesetzt, da der Sportler nicht ständig auf den Höhenmesser schauen kann.
Helme gibt es in unterschiedlichen Varianten von der Lederkappe bis zum Integralhelm. Sie sollen zum einen den Kopf bei Zusammenstößen in der Luft schützen, zum anderen sind sie aber auch bei einer unsanften Landung sehr wichtig. Es passiert sehr schnell, dass ein Fallschirmspringer bei einer nicht ganz optimalen Landung hinfällt. Der Helm kann dabei ernste Kopfverletzungen verhindern.
Rekorde
Fallschirmspringen ist ein Extremsport, der allerdings von jedem gesunden und sportlichen Menschen betrieben werden kann. Doch es gibt auch einige Menschen, die weit über das normale Maß hinausgehen.
So sprang im Jahr 1960 Joseph Kittinger aus einer Höhe von 31.332 Metern ab. Das war und ist die höchste Absprunghöhe, aus der je ein Mensch mit einem Fallschirm gesprungen ist. Kittinger trug dabei einen besonderen Kälteanzug und eine Sauerstoffmaske. Der längsten freie Fall gelang jedoch nicht ihm, sondern 2 Jahre später Evgeny Andreyev, der 25.600 Meter lang ohne geöffneten Fallschirm in die Tiefe flog.
Auch im Formationsspringen gibt es bemerkenswerte Rekorde. Die größte Formation bildeten insgesamt 400 Springer. Mit geöffneten Fallschirmen schafften es immerhin noch 100 Menschen, eine Formation zu bilden.
Die meisten Sprünge überhaupt hat Don Kellner geschafft, der sich 38.000 Mal zu Boden stürzte. Noch spektakulärer ist allenfalls der Rekord von Jay Stokes, der 2006 640 Sprünge innerhalb von 24 Stunden absolvierte.
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